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NGC 206 – eine Region im Südwesten

Jens Bohle

Detailbeobachtungen der großen Nachbargalaxie M 31 gehören seit Jahren zum festen Repertoire fortgeschrittener visueller Beobachter. Neben den hellen Kugelsternhaufen wie etwa Mayall II (G 1), G 280 und G 76 die schon mit 8 Zoll Öffnung sichtbar sind, bietet die Andromedagalaxie ein weiteres interessantes Detail für kleine und große Teleskope: Die große Sternassoziation NGC 206.

Die Beobachtung von NGC 206

Schon William Herschel konnte dieses Objekt in der Nacht des 17.10.1786 in seinem 18.7 Zoll-Teleskop wohl recht gut erkennen. So war ihm NGC 206 als H V.36 einen Eintrag in seinem Katalog wert. Über die wahre Natur dieses Objekts konnte er noch nichts wissen, da NGC 206 meist nur als schwacher, ovaler Schimmer im südwestlichen Teil unseres großen Nachbarn zu erkennen ist. Die Auflösung von Einzelsternen in M 31 wurde erst ab 1923 auf fotografische Wege durch Edwin Hubble am 2.5 Meter-Teleskop des Mount Wilson nachgewiesen.

Amateurbeobachtungen von NGC 206 sind mit Teleskopen ab etwa 5 Zoll möglich - besser ist ein Teleskop mit 8 oder 10 Zoll Öffnung, da sich NGC 206 dann auch unter weniger guten Bedingungen klar zeigt. Wichtig ist eine optimale Vergrößerung, die nicht zu klein gewählt werden sollte. Mindestens eine 100fache Vergrößerung sollte unter nicht optimalen Himmel schon zur Anwendung kommen. Um die Sternwolke zu erkennen sollte man sich ein bisschen Zeit nehmen. Schaut man länger durchs Okular wird NGC 206 als leicht ovaler Schimmer erkennbar. Im großen Teleskop sind deutliche Helligkeitsunterschiede wahrzunehmen. Im Okular schwebt nun das größte Sternentstehungsgebiet der Lokalen Gruppe! Falls es mit der Sichtung nicht gleich klappt, rate ich mit der Vergrößerung zu experimentieren und eher zu höheren Vergrößerungen zu greifen.

NGC 206 ein Offener Sternhaufen?

In der Amateurliteratur liest man immer wieder von NGC 206 als Offener Sternhaufen in M 31. Dies ist keine korrekte Beschreibung, da NGC 206 ungleich größer und massiver ist als echte Offene Sternhaufen in M 31 welche ja auch beobachtbar sind. Ein direkter Vergleich dieser beiden Objektgruppen am Okular zeigt die unterschiedliche Natur der Objekte schon sehr eindeutig. Südlich von NGC 206 ist der Sternhaufen C 107 zu finden der mit dem relativ hellen Kugelsternhaufen G 76 ein schönes Pärchen bildet. Vergleicht man im Okular nun C 107 und NGC 206 wird der Unterschied schnell sichtbar. NGC 206 erscheint ausgedehnt und groß wobei sich C 107 nur als ein schwaches, kleines Wölkchen zeigt.

Sinnvoller ist da schon die Bezeichnung (Stern-)Assoziation. Diese Bezeichnung ist für mehrere der großen Sternansammlungen in M 31 gebräuchlich. So werden diverse Objekte in M 31 mit einem vorangestellten "A" für Association nummeriert. Ein gutes Beispiel hierfür finden wir im Atlas of the Andromeda Galaxy von Paul W. Hodge ( siehe auch  http://www.astronomie.de/bibliothek/artikel/galaxien/stadtplan-m31/m31.htm ) NGC 206 trägt auch die Bezeichnung OB 78 welche auf der Arbeit von Sydney van den Bergh aus dem Jahre 1964 beruht. Hier wurden bereits 188 OB-Associations untersucht.

Dominiert wird NGC 206 von sehr jungen blauen leuchtkräftigen variablen Sternen. Ihrer Eigenschaft entsprechend werden sie auch Luminous Blue Variables (LBV) genannt. Es sind Sterne mit millionenfacher Sonnenleuchtkraft. Allerdings kann ihre Lebenserwartung nur wenige 10.000 Jahre betragen. Ein bekannter Vertreter dieser Spezies in unserer Milchstrasse ist Eta Carinae. Das Gesamtalter der NGC 206-Sternwolke wird in der Fachliteratur mit 20-30 Millionen Jahren angegeben. In dieser Zeit sind viele dieser leuchtkräftigen Objekte entstanden, so dass man NGC 206 zu den größten Sternentstehungsgebieten der Lokalen Gruppe zählt.

Herausforderung für visuelle Beobachter

Besitzer größerer Teleskope ab etwa 18 Zoll Öffnung können versuchen, einige dieser hellen LBV-Sterne visuell zu beobachten. Wenn M 31 im Zenit steht und das Seeing hohe Vergrößerungen ab etwa 400fach zulässt, könnten sich einige der Sterne zeigen. Vorsicht ist allerdings angebracht, da eine Verwechslung mit Vordergrundsternen unserer Milchstrasse schnell einen Beobachtungserfolg vortäuscht! Eine Aufsuchkarte ist hier hilfreich: Hierzu eignet sich z. B. http://cfa-www.harvard.edu/cfa/hotimage/direct.html Hilfreich ist auch Photometry in the M31 OB association NGC 206 (Hunter+ 1996) welche hier zu finden ist. Die hellsten Sterne bringen es auf 16,2 -16,9 mag visueller scheinbarer Helligkeit. Wie sich NGC 206 im großen Teleskop zeigt habe ich in folgender Skizze versucht darzustellen. Einen im Feld sichtbaren M 31-Stern mit 16,63 mag v habe ich markiert. Beobachtung mit 20 Zoll-Dobson bei 432facher Vergrößerung.

Allen Beobachtern wünsche ich einen klaren Himmel und viel Glück bei der Durchmusterung unseres großen Nachbarn im All!

NGC 206 im 50cm-Teleskop bei 432facher Vergrößerung Die Markierung zeigt den Stern OB 78 III R 20 dessen Helligkeit mit 16,63 mag v angegeben ist. 

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